Trainingsprogramm zu formalen Techniken linguistischer Analyse

Pragmatik und Sprachphilosophie: Singuläre und Generelle Termini

Welchen Friseur hatte der König von Frankreich?

singuläre Termini [sT]:a. Eigennamen ("Uta", "Paul", "Benazir Bhutto", "Waldi")b. (definite) Kennzeichnungen ("der Kaiser von China", "meine Schwester")

Frege (1892): Sinn und Bedeutung für alle! Es lebe die Logik!

  • Alle sT haben

    • einen Sinn: "Art des Bezeichnetseins", spezifische Zugangsweise zur Bedeutung; inter-subjektiv,
    • eine Bedeutung (Referent/Denotat): Gegenstand im weitesten Sinne.
  • (Wenn Eigennamen keinen Sinn hätten, wären Identitätsaussagen mit bedeutungsgleichen Namen nie informativ; Bsp.: "Der Morgenstern ist der Abendstern.").
  • Sätze mit bedeutungslosen sT (= sT, die keinen Referenten haben) sind weder wahr noch falsch, sondern haben keine Bedeutung (Bsp.: "Der gegenwärtige König von Frankreich ist kahlköpfig.").

 

Russell (1905): Enttarnt die versteckten Kennzeichnungen! Wer nicht referiert, ist falsch!

  • Eigennamen haben keinen Sinn, sondern nur eine Bedeutung (= der Referent).
  • Eigennamen i.e.S. sind nur die deiktischen Pronomina "dies" und "das", als Bezeichnung f?r etwas, mit dem wir direkte Bekanntschaft haben.
  • Andere "Eigennamen" sind versteckte Kennzeichnungen (Abkürzungen für Kennzeichnungen).
  • Kennzeichnungen sind nur grammatisch gesehen sT, von der logischen Form her dagegen komplexe Symbole, die erst im Satzzusammenhang eine Bedeutung haben (d.h. synkategorematisch sind).
  • Analyse von "der A" (im Satz): "Es gibt ein x, für das gilt: es ist ein A, und alle y, die A sind, sind mit x identisch.", d.h. "Es gibt genau ein A." (Existenz- und Einzigkeitsbedingungen)
  • (Bsp.: "Scott ist der Autor von Waverley." => "Es gibt genau einen Autor von Waverley, und zwar Scott.")
  • Sätze mit defekten Kennzeichnungen (solchen, die keinen Referenten haben), sind daher falsch.

 

Strawson (1950): Russell irrt! Auf den Gebrauch kommt es an!

  • Russell verwechselt Sätze und Ausdrücke (hier: sT) mit ihrem Gebrauch in einer bestimmten Sprechsituation;
  • Sätze werden gebraucht, um eine wahre oder falsche Behauptung zu machen; sT werden ge-braucht, um auf ein Individuum zu referieren; die Existenz- und Einzigkeitsbedingungen werden beim Gebrauch einer Kennzeichnung vorausgesetzt (präsupponiert), aber nicht behauptet.

 

 

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